Der Anfang
21. April 1873 Gründung der Sektion
Mitgliederentwicklung
Im Jahr 1873: 49 Mitglieder
im Jahr 1923: 380 Mitglieder
im Jahr 1973: 1032 Mitglieder
im Jahr 1997: 2248 Mitglieder
im Jahr 2010: 3452 Mitglieder
im Jahr 2020: 4786 Mitglieder
Chronologie
21. April 1873: Gründung der Sektion durch Max Seeliger (Mitbegründer der Sektion Traunstein)
mit vier gleichgesinnten Trostbergern: Carl Siegert, Wilhelm Graf, Anatol Siegert und Heinrich Harslem.
1922: Erfüllung eines langen Wunsches nach einer Hütte. Nach einjährigen Bemühungen, Auseinandersetzungen und Überwindung aller Hindernisse wird ein Kaser am Sonntagshorn gepachtet und in beispiellosem Einsatz der Mitglieder eingerichtet.
1932: Erschwernis für Hüttenbetrieb u. Bergsteigen durch die 1000-Mark-Sperre.
1934 bis 1939/4: Nanga Parbatexpeditionen unter Beteiligung Trostberger Bergsteiger,
von denen die zweite und dritte mit einer Katastrophe enden.
1935: Zerstörung der Hütte durch eine Lawine; ein schwerer Schlag für die Sektion. Ein Neubau wird durch verschiedene Hindernisse verzögert und durch den Kriegsausbruch verhindert.
1939 – 1945: Zweiter Weltkrieg. Während des Krieges erlahmen zwangsläufig die Aktivitäten, die Mitgliederzahl verringert sich nur wenig.
1946: Verbot des Alpenvereins durch die Amerikaner.
1947: (Wieder-) Gründung des Alpenvereins Trostberg
1950: Neugründung des Deutschen Alpenvereins; Trostberg wird wieder eine Sektion des DAV
1949: Mit der Gründung einer Jugendgruppe erwachen wieder die Bergsteigeraktivitäten mit achtungsvollen Leistungen. Leider forderten die Berge auch ihre Opfer, darunter auch Steff Rausch, ein herausragender Alpinist mit einer langen Liste alpiner Erfolge. Er ist am Tirich Mir im Hindukusch geblieben. In Garching hat sich eine eigene Jugendgruppe gebildet, die später zur rührigen Ortsgruppe Garching wird.
1959: Trostberg erhält wieder eine Hütte am Sonntagshorn. Der Brandner-Kaser wird gepachtet und ausgebaut.
1964: Der Bau einer neuen eigenen Hütte (Trostberger Hütte) wird beschlossen. Diese wird dank der Opferbereitschaft und dem unermüdlichen Einsatz vieler freiwilliger Helfer 1966 fertiggestellt und eingeweiht. Seitdem ist dieser alpine Stützpunkt ein Refugium für viele Vereinsmitglieder.
1990: Die Sektion erhält eine Kletterwand in der Turnhalle. Sie wird bald zum Magneten für die Jugend (auch benachbarter Sektionen) und bildet so eine Art Treff für die junge Generation – auch die Kinder lieben sie heiß und innig.
1998: Die Sektion feiert ihr 125-jähriges Bestehen mit einer Festveranstaltung und einem Straßenfest der Jugend.
21. November 2006: Einweihung der neuen offiziellen Geschäftsstelle in Trostberg
Markante Persönlichkeiten unserer Sektion
1928 gelingt es, die oppositionelle junge Generation von Kletterern der "Bergsteigergilde" und die eigenständige Skiabteilung in die Sektion einzubinden. Der Vorstand wird verjüngt, die inzwischen bekannt gewordenen Kletterer und Erstbegeher Bechtold, Müllritter und Absmeier werden in den Vorstand unter Vorsitz Dr. Riffart gewählt. Es beginnt ein bergsteigerischer Aufschwung der Sektion, die durch Erstbegehungen und Expeditionen über ihre Grenzen bekannt wird. Fritz Bechtold, Peter Müllritter, beide aus Traunstein stammend, und Schorsch Mitterer erzielen zusammen mit Traunsteiner Freunden, wie Hans Huber, Ludwig Bogner, vor allem Willi Merkl, damals ungewöhnliche alpine Leistungen.
Merkl startet 1932 die erste Expedition zum Nanga Parbat mit Bechtolds Beteiligung. Ein Gipfelerfolg bleibt wegen Monsuneinbruch aus. Die 2. Expedition 1934 mit Teilnahme Bechtolds und Müllritters endet mit einer Katastrophe, als Merkl mit 3 anderen Bergsteigern und 6 Trägern umkommen. Bechtold schrieb darüber das Buch "Deutsche am Nanga Parbat", Müllritter hielt in Trostberg Vorträge und äußerte Zuversicht, den Berg zu bezwingen. Doch die 3. Expedition endet noch tragischer, als alle Bergsteiger, unter ihnen Peter Müllritter im Lager von einer Eislawine verschüttet werden. Der Nanga Parbat war zum „Schicksalsberg der Deutschen" geworden. Auch die letzte Vorkriegsexpedition mit Bechtold kann den Nanga Parbat nicht bezwingen.
Von den Spitzenbergsteigern der Nachkriegszeit seien erwähnt: Steff Rausch, der erste Leiter der Jugendgruppe. Franz Dürschmidt, der bescheidene unermüdliche Gipfelbezwinger und Kletterer, der auf allen Viertausendern der Alpen stand sowie auf vielen der höchsten Gipfeln aller Erdteile. Franz Heigermoser, ein junger Nachwuchsbergsteiger, Jugendleiter der Sektion, hat als erster Mensch den Nil von seinem Quellgebiet bis nach Ägypten befahren. Er ist nicht mehr zurückgekommen. In Luxor fiel er vermutlich einem Mord zum Opfer. Die „Huber-Buam", Thomas und Alexander Huber aus Palling haben sich schon in jungen Jahren zur Weltspitze im Allround-Bergsteigen hochgearbeitet. Ihre höchste Leistung war 1997 die Bezwingung des Latok II im Karakorum durch die mauerglatte NW-Wand. Nie zuvor waren Menschen in so großer Höhe (6100 - 7100 m), so schwierig geklettert
Bald nach dem glanzvollen 100-jährigen Jubiläum 1973 schließt eine der markantesten Persönlichkeiten der Sektion, Franz Huthmann, für immer seine Augen. Er hat 50 Jahre lang in verschiedenen Funktionen den Verein mitgeprägt und ist heute noch eine legendäre Gestalt.
Einen überaus engagierten und beliebten Bergsteiger verliert die Sektion am 5. Juli 2008: Touren- und Ausbildungsreferent Karl Stadler stürzt im Rahmen einer von ihm selbst organisierten Gemeinschaftstour am Gipfelgrat der Barmer Spitze (Osttirol) tödlich ab.
Trostberger Bergsteiger der Nachkriegszeit
Nach dem Krieg formierte sich früh wieder eine Hochtourengruppe und die Sektion konnte eine Reihe außergewöhnlicher bergsteigerischer Leistungen verzeichnen. Damals wurde noch oft mit einfachen
Ausrüstungen geklettert und weit mit dem Fahrrad zu den Touren gefahren. Um einige zu nennen: Karl Eglseder aus Garching an der Alz kletterte in der 2. Winterbegehung die Dachstein-Südwand auf
dem Steinerweg. Eine besondere Rolle spielte die Eiger-Nordwand: 1956 stürzte dort das hoffnungsvolle 22-jährige Talent Franz Moosmüller, ebenfalls aus Garching, zusammen mit einem Münchner
Kameraden tödlich ab. Franz Grundner und Steff Rausch durchstiegen im Jahr 1964 die Eiger-Nordwand, in 1986 schafften dies auch Fritz Mußner und Gottfried Wallner. Soweit einige der Genannten den
Trostbergern weniger bekannt sind, liegt dies daran, dass sie viel mit Bergsteigern anderer Sektionen unterwegs waren. Als erster Trostberger bestieg Walter Heimbach in Jahr 1981 einen
8000er, nämlich den Manaslu in Nepal.
Ein Urgestein der Sektion ist der bescheidene unermüdliche Gipfelstürmer Franz Dürschmidt. Er ist auf allen Viertausendern der Alpen gestanden und hat zudem auch 27 Fünftausender, 12
Sechstausender und einen Siebentausender bestiegen. Als Tourenwart hat er unendlich viele Gemeinschaftstouren im Sommer wie Winter organisiert. Leider ist er nun aufgrund einer schweren
Erkrankung seit Jahren an das Bett gefesselt.
Im Jahr 2020 betrauerte die Sektion Dr. Herwig Höger, Jahrgang 1923, Diplom-Chemiker und später langjähriger Werkleiter SKW Trostberg, er trat bereits 1955 in die AV Sektion ein. Seine
herausragende Passion war die Liebe zu den Bergen, insbesondere kletterte er anspruchsvolle Touren und verfügte über eine enorme Kenntnis der alpinen Pflanzenwelt. Von 1989 – 1998 war er zweiter
Vorsitzender der Sektion und anschließend von 1999 bis 2003, als Nachfolger von Fritz Göppel, somit im fortgeschrittenen Alter, erster Vorsitzender. In seine Amtszeit als Vorsitzender, die
gekennzeichnet war durch seine Autorität und Zielstrebigkeit, fallen:
• Errichtung der Kletterwand mit Überhang in der alten Turnhalle in Trostberg in 1990, als es rundum kaum solche Einrichtungen gab. Unermüdlich war er für das Aufbringen von
Zuschüssen und Spenden tätig, sodass der geplante Kostenanteil der Sektion eingehalten werden konnte.
• Erstmalige Einrichtung des „Zeugraums“ mit Verleih von Ausrüstungsgegenständen, Bücherei und Archiv, den er bis kurz vor seinem Tod betreute.
• Die Feierlichkeiten zum 125-jährigen Jubiläum der Sektion im Jahr 1998.
Anlässlich der alljährlichen Bergsteigerabende trug er mit kräftiger Stimme alte, unterhaltsame Geschichten über Bergunternehmungen der Sektion vor oder zeigte Bergfilme. Auch organisierte und
begleitete er diverse Bergtouren für die Sektion.
Die Vereinsgeschichte kannte er wie kein Zweiter, vieles hat er vor dem Vergessen bewahrt. Sein besonderes Augenmerk galt den Anfangsjahren der Sektion und den bedeutenden Bergpionieren der
Vorkriegszeit, vor allem den Himalaya-Expeditionen der Trostberger Spitzenbergsteiger. Als das unscheinbare Tagebuch von Peter Müllritter nach über 80 Jahren aus dem Eis des Nanga Parbat
(Bergdrama von 1937) auftauchte und auf verschlungen Wegen zur Sektion kam, erkannte er sofort die große Bedeutung dieses Fundes. Intensiv bemühte er sich um das lesbar Machen und Auswerten des
Tourenbuchs, dazu gab es mit ihm (im hohen Alter) viele Interviews in den Medien.